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Xings Neustart beginnt mobil

Es ist kein Geheimnis, dass XING trotz der besseren Zahlen im deutschsprachigen Raum ein nicht ganz unerhebliches Problem mit seinem Mitbewerber LinkedIn hat. Die Interaktionsraten sind auf dem blauen Businessportal eindeutig weit im Vorsprung. Xing startet nach einer Zeit des Wechsels der Geschäftsführung und internen Diskussionen jetzt als erstes mit einer generalüberholten App, um der Microsoft-Tochter Linkedin im deutschsprachigen Raum etwas entgegenzusetzen:

Adé Du unglückliche Kacheldarstellung, hello mobile Feed – so wie wir ihn auch aus anderen Netzwerken kennen – und Stories gibt es jetzt auch:

Als Teil einer kleineren Gruppe Socialmedia-Berater:innnen aus dem deutschsprachigen Raum konnte ich die App in den letzten Monaten bereits vorab testen und Feedback geben. Seit Ende Mai wird die App nach und nach an alle Xing-Nutzer:innen ausgerollt – und es lohnt sich, einen Blick darauf zu werfen, (Dafür muss die App im Store aktualisiert werden) auch wenn damit allein der Wettkampf gegen Linkedin mit Sicherheit noch nicht zu gewinnen ist.

Was sind die entscheidenden Neuerungen?

Stories! Das fällt auf den ersten Blick auf: Ganz oben auf der App-Startseite sind die Profilbilder der aktiven Story-Postenden sehr prominent platziert. Die bei Instagram höchst populäre Content-Form fristet nach meinem Eindruck bei allen anderen Plattformen allerdings eher ein Nischen-Dasein. Weder bei Twitter noch bei Linkedin sehe ich eine sonderlich große Akzeptanz, die über die Zweitverwertung des Insta-Materials (selbst das nur sehr selten) hinausgeht. Bei Xing sind die Stories allerdings sieben Tage sichtbar und können damit für ein aktuelles Shout-Out für anstehende Events, Tipps, Empfehlungen durchaus eine eigene Qualität gewinnen – auch wenn das Anreichern mit weiteren Inhalten zur Zeit noch ausgesprochen frugal anmutet: Immerhin ist der Bilder-Upload aus dem Smartphone-Speicher möglich und es kann Text in unterschiedlichen Grün-Varianten appliziert werden.

In der Gesamtoptik ist die Kacheldarstellung mobil verabschiedet und es kann der eigene Feed genutzt werden, so wie es auch von anderen Plattformen bekannt ist. Nachrichten und Neuigkeiten können separat abgerufen werden, die für meine Nutzung eigentlich interessanten Infos haben sich hinter dem neuen Punkt °Deins° versteckt – dort finden sich die Reaktionen auf meine Aktivitäten, „Resonanz aus meinem Netzwerk“ genannt. Von dort aus kann auch das eigene Profil erreicht und aktualisiert werden.

Der Kompass zum „Entdecken“ führt zu Beiträgen und Kommentaren aus meinem eigenen Netzwerk, ergänzt durch Empfehlungen der Xing-Redaktion, der Xing-Trends und dem, was der Algorithmus meint, dass es für mich interessant sein könnte.

Nach und nach wird weiter in der App nachjustiert werden und in einem weiteren Schritt dann die Webansicht rundum erneuert werden.

Warum ist das wichtig?

In den kommenden zwei, drei Jahren wird sich spätestens entscheiden, wie der Wettlauf der Business-Portale endet. Xing hat seine Mitglieder lange mit immer mehr werblichen Inhalten und weniger nutzbarer Kommunikationsinfrastruktur häufig irritiert. Linkedin’s Investition in die Kommunikationskultur hat sich parallel dazu mehr als bezahlt gemacht: Die relevanteren Interaktionen finden eindeutig im Linkedin Feed statt, die Hashtagnutzung und das einfache „Follow“-Prinzip, mit dem ich niedrigschwellig auch den Inhalten von Nicht-Kontakten folgen kann, unterstützen das aktive Community-Management der Linkedin-Redaktion massiv. Gute Inhalte erhalten exzellente Sichtbarkeit und sorgen für lebendige Gespräche auf der Plattform. Für Xing gibt es daher massiven Aufholbedarf, wenn der Anschluß nicht vollkommen verpasst werden soll. Die neue Xing-App geht einen Schritt in die richtige Richtung, es wird aber sehr viel mehr Änderungen bedürfen, in der Wahrnehmung der potentiellen Nutzer:innen wieder gleichauf mit der Konkurrenz zu liegen.

Ergänzende Lesetipps zur Vertiefung:

Constanze Wolff und Gero Pflüger haben bereits Ende Mai zur neuen Xing-App gebloggt.

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